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Heute
war das bis jetzt schwerste Thema für die wir.ag an der Reihe:
Anti-Semitismus. Heute haben wir, die wir uns für weltoffen,
interessiert, einigermaßen vorurteilsfrei und definitiv für nicht
anti-semitisch halten, unser blaues Wunder erlebt. Dazu aber weiter
unter mehr.
Tanja T. hat einen Blog unter dem Namen "Weltverbesserer #23" eingerichtet,
wo man mit ihr über
die wir.ag-Aktion und ihr Thema "Anti-Semitismus" reden kann und
erfährt, wie es mit unseren Drucksachen weitergeht: BLOG.
Das
Anliegen:
Da wir selber nicht soviel
Einblick in die komplexe Thematik haben, hatten wir uns kurzerhand
Hilfe geholt. Am heutigen Tag war Sahar,
ein isrealischer und jüdischer Mitstudent von uns, als Gast-Designer
dabei.
Tanja T. hatte in letzter Zeit öfters die Erfahrung
gemacht, dass Arbeitskollegen sehr unsensibel mit Begriffen um
den Holocaust und die NS-Zeit umgehen. Auf ihrer Arbeit gibt es
einen Konferenzraum, der "Kommunikationszentrum" genannt
und mit
"KZ" abgekürzt wird. Kollegen
rutscht dann gerne einmal heraus: "Laß uns im KZ treffen.
Geh' schon mal vor und dreh' das Gas auf." Bei solchen Äußerungen
platzt Tanja T. der Kragen und sie fragt sich, wie können
gebildete Menschen so etwas sagen? Auch der Begriff "bis
zur Vergasung" ist in den deutschen Sprachgebrauch eingezogen,
ohne dass sich irgendjemand etwas dabei denkt. Wie kann das sein?
Und aktuell im Zusammenhang mit dem Libanon Krieg sind in Deutschland
auch viele Isreal-kritische Stimmen laut geworden, die in arabischen
Ländern so kommentiert werden: "Bravo, Deutschland, ihr
habt ja vor 60 Jahren schon mal den richtigen Weg in Sachen Juden-Frage
eingeschlagen." Schluck. Da läuft es der wir.ag kalt
den Rücken runter.
Sahar und Tanja meinen beide, wenn Isreal endlich als Staat anerkannt
wird, wird auch der Konflikt aufhören.
Unsere Gedanken & Überlegungen:
Da die wir.ag sehr unsicher
war, wo Anti-Semitismus anfängt und aufhört, haben wir erst
einmal recherchiert. Aus unserem Bekanntenkreis kennen wir viele jüdische
Menschen, die aber widerrum sehr konträre Meinungen vertreten,
wie die Deutschen mit ihrer Vergangenheit umgehen sollen. Je mehr Leute
wir befragten, desto mehr unterschiedliche Haltungen kamen heraus,
was uns nur noch unsicherer machte. Das führte uns nicht weiter,
also befragten wir
Fachleute. Dabei
sind wir auf das Berliner Zentrum
für
Anti-Semitismusforschung (ZfA)
gestoßen. Mit
Juliane Wetzel vom ZfA haben
wir ungefähr 45 min redetet und sie zum Thema befragt. Sie gab
uns einen Arbeitsbogen, der dafür gedacht ist Haupt-
und Realschülern das Thema Anti-Semitismus näher zu bringen.
Die wir.ag denkt, das ist die Rettung. Wir lesen uns brav alles durch
und bearbeiten den Aufgabenteil am Ende des Bogens. Es gibt 7 Sätze.
Kreutze an, welcher Satz anti-semitisch ist. Die wir.ag kreuzt Satz
Nummer 6 an. Lösung: Alle Sätze waren anti-semitisch! Die
wir.ag bekommt die Krise und denkt: "Was ist mit uns los? Sind
wir so unsensibel? So unreflektiert, so vorurteilsbelastet? Sind wir
in Wirklichkeit alte Nazi-Säue?" Mit kleinen Schweißperlen
auf der Stirn und dem Gedanken als Judenfeind gebrandmarkt zu sein,
versucht die wir.ag weiterzumachen. Was werden unsere jüdischen
Freunde sagen, wenn sie erfahren, dass wir diesem Test zufolge Anti-Semiten
sind? Die waren zum Glück alle cool und haben nur darüber
gelacht. Nur uns hat es zu diesem Zeitpunkt ziemlich zu denken gegeben
und uns grafisch ziemlich blockiert. An einem Punkt wollte die wir.ag
schon ein leeres Blatt abgeben.
Das
Ergebnis:
Zum leeren Blatt ist es nicht gekommen, doch da
uns das Thema so schwer beschäftigt hat, haben wir bis spät
nachts daran gearbeitet. Herausgekommen ist ein ZfA konformes Din A7
Heftchen, das die 7 üblichsten Vorurteile gegenüber Juden
aufgreift und erklärt, warum diese Statements anti-semitisch sind.
Dazu gibt es noch ein Plakat, das den Isreal-Konflikt thematisiert.
Ausgangspunkt für dieses Plakat ist die Frage: "Wie kann
es sein, dass man um eine Sache/Land um JEDEN Preis kämpft ohne
Rücksicht auf
Verluste, ohne Rücksicht auf die Zukunft, ohne Rücksicht
auf die nächste
Generation?" Dazu ist uns eine Geschichte aus dem Alten Testament
eingefallen, die es auch im Talmud und im Koran gibt, nämlich
die des Salomonischen Urteils. Der wirkliche Eigentümer einer
Sache ist der, der nicht bis zur Zerstörung der Sache selbst kämpft.
Auf Israel übertragen:
Diejenige Partei, die zuerst aufhört, das Land zu zerstören
und zu terrorisieren, ist die, der das Recht zu gesprochen werden sollte,
das Land zu besitzen.
Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe
Gesellschaft für Christliche Jüdische Zusammenarbeit Karlsruhe e.V.
Die
Regel des Tages:
Wir hinterfragen nicht nur Anliegen und Lösungen, sondern denken abends auch noch daran unsere Fragebögen auszufüllen.
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